Pflegerentenversicherungen vermindern das Armutsrisiko – und schützen auch Angehörige
Aufgrund steigender Lebenserwartung werden private Pflegerentenversicherungen immer wichtiger. Droht doch bei Pflege im Heim die Altersarmut, da immer mehr für Plätze im Pflegeheim zugezahlt werden muss. Doch der Markt mit privaten Pflegerentenversicherungen ist noch klein, wie eine aktuelle Studie zeigt: Nur sechs Lebensversicherer haben Tarife überhaupt im Angebot. Wichtig ist, sich zu informieren.
Langlebigkeit erhöht Risiko
Die Menschen in Deutschland werden immer älter. Demnach hat sich auch die Zahl der Hochbetagten ab 85 Jahre zwischen 1991 und 2019 verdoppelt – von 1,2 Millionen Menschen auf 2,4 Millionen Menschen. Laut Statistischem Bundesamt könnten im Jahr 2055 sogar 6,5 Millionen Hochbetagte in Deutschland leben.
Was erfreulich ist, schafft aber zumindest für den Geldbeutel auch Risiken: Je älter die Menschen werden, desto mehr Menschen sind auf Pflege angewiesen. Und hierfür drohen hohe Kosten: Denn Plätze im Pflegeheim sind keineswegs umsonst zu haben. Im Gegenteil!
Als die staatliche Pflegeversicherung 1995 durch das Pflege-Versicherungsgesetz (PflegeVG) eingeführt wurde, sollte es nämlich keineswegs alle Kosten der Pflegebedürftigen decken. Stattdessen diente es der zusätzlichen Unterstützung und war als „Teilkasko“ angelegt. Ein großer Teil der Kosten aber lag noch immer bei den Menschen, die auf Pflege angewiesen sind.
Die Eigenbeteiligung für Heimplätze steigt und steigt
Bleibt man beim Bild der „Teilkaskoversicherung“, dann gibt es mittlerweile ein großes Missverhältnis zwischen Eigenbeteiligung und staatlicher Leistung. Denn in 1995 lagen die Zuzahlungen, die von den Pflegebedürftigen für die Heimunterbringung erwartet wurden, noch unter hundert Euro. Solch geringen Beträge muten in Zeiten des demografischen Wandels nahezu utopisch an.
Mit Stichtag zum 01.07.2021 nämlich zahlen die Deutschen bundesweit durchschnittlich 873 Euro an sogenannten einrichtungseinheitlichen Eigenanteilen (EEE) für die stationäre Unterbringung. Hinzu kommen 791 Euro für Unterkunft und Verpflegung im Pflegeheim sowie 461 Euro anteilige Investitionskosten, die ebenfalls bei Heimunterbringung zu tragen sind. Das macht deutschlandweit im Schnitt 2.125 Euro für einen Heimplatz, den die Pflegeheimbewohner selber leisten müssen. Im für die Pflege „teuersten“ Bundesland Nordrhein-Westfalen werden im Schnitt sogar 2.496 Euro fällig.
Doch damit nicht genug – ab einem Einkommen von 100.000 Euro brutto jährlich können für diese Kosten sogar die leiblichen Kinder – durch den sogenannten „Elternunterhalt“ – herangezogen werden. Auch Kinder haften somit für die Pflegekosten.
Private Absicherung kann vor Armut schützen
Sozialverbände wie der VdK warnen schon seit Jahren vor der Armutsfalle Pflegebedürftigkeit – Vermögen wird aufgezehrt und viele ältere Menschen geraten in Abhängigkeit von staatlichen Sozialleistungen. Da ist beruhigend, dass private Pflegerenten dieses Armutsrisiko abfedern können.Sie dienen nicht nur dem Eigenschutz, sondern auch dem finanziellen Schutz der Nachkommen.
Auf dem Markt sind Tarife in verschiedenen Preisklassen – Basis, Komfort und Premium. Während Basis-Produkte erst ab Pflegestufe vier oder fünf leisten, greifen einige Premium-Produkte schon ab Pflegestufe eins, bieten zudem mehrere Zusatzleistungen im Pflegefall an. Es lohnt also, sich mit dem verschieden großen Leistungsumfang der Produkte vertraut zu machen.
Das Marktsegment ist noch klein, Beratung daher empfohlen
Jedoch: Trotz der Wichtigkeit ist das Marktsegment noch klein. Für einen aktuellen Produkttest einer traditionsreichen Rating-Agentur konnten überhaupt nur sechs Lebensversicherer gefunden werden, die Pflegerentenversicherungen in ihrer Produktpalette haben. 33 selbstständige Pflegerenten-Tarife gab der Markt her. Über verschiedene Varianten ergaben sich letztendlich 246 Tarifvarianten mit unterschiedlichem Leistungsvolumen.
Die Produktqualität unterscheidet sich durch fehlende Standards noch sehr. So erhielten zwar 18 Tarife die Note „gut“. Sieben Tarife aber mussten ein „ausreichend“ in der Produktbewertung in Kauf nehmen. Auch ist der Markt noch relativ jung, was die Vergleichbarkeit der Produkte erschwert. Wer demnach auf der sicheren Seite stehen will bei Absicherung des drohenden Risikos „Pflegebedürftigkeit“, der sollte sich dringend an eine Expertin oder einen Experten wenden.
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